Freie Köpfe – Beobachtungen aus dem Iran

von Zarbanou Zamani*

 

Abflughalle Frankfurt/Main. Die Schlange vor dem Schalter der staatlichen Fluglinie IranAir ist lang. Gespannt schaue ich mich um. Männer und Frauen mit scheinbar operierten Nasen, gefärbten Haaren und Trolleys voller Koffer. Ein paar Stunden später, nach der Landung unseres Fliegers in Teheran, werden die Haare der Frauen nicht mehr zu sehen sein. Spätestens mit dem Anflug der Hauptstadt der Islamischen Republik Iran werden die Frauen in ihren Taschen kramen, um das Kopftuch und den Manto (eine Art Mantel, der die Hüften bedecken soll) hervorzuholen. Weibliche Haare und Hüften sind etwas, was in der iranischen Öffentlichkeit nach Vorstellung des Regimes nicht sichtbar sein darf.

 "Women only", von Zarbanou Zamani*, 2018.
"Women only", von Zarbanou Zamani*, 2018.

Seit mehr als vier Jahrzehnten regiert das Regime im Iran nun das Land. Nach dem Ende der Monarchie, welches durch eine vielschichtige Bewegung mit unterschiedlichsten Interessen herbeigeführt wurde, nutzte Ayatollah Khomeini die Gunst der Stunde und riss die Macht an sich, um einen Gottesstaat zu schaffen – die Islamische Republik Iran. Nach Vorstellung des Ayatollah-Regimes hat so vieles in einem sittlichen Leben (einer Frau) nichts zu suchen: Fahrrad- und Motorradfahren, in der Öffentlichkeit singen und tanzen, Alkohol trinken, feiern, mit Hunden Gassi gehen, jegliche Abweichungen von Heteronormativität und -sexualität, Shorts tragen, etc. Trotz der vielen Regeln und drohender Strafen entscheiden sich die Iraner*innen wieder und wieder für das Leben. Sie schaffen sich Freiräume, um sein zu können; sie gehen Risiken ein, um mehr als nur zu existieren; sie wählen lieber die kleine Freiheit innerhalb der großen Repression, anstatt sich vollends den einengenden Vorgaben zu ergeben.

 

Die kleine Freiheit – das ist beispielsweise die minimale Abweichung von den strengen Kleidervorgaben. Jedes Mal, wenn ich Freund*innen und Familie im Iran besuchte, war ich erstaunt, wie viel lockerer die gelebte Kleiderordnung wurde. Die Mantos wurden kürzer und enger, die Kopftücher rutschen weiter nach hinten. Als ich im Spätsommer 2022, einige Wochen vor dem Tod von Mahsa Amini, im Teheraner Norden – wohlbemerkt eine eher wohlhabenden und weniger religiösen Gegend – herumspazierte, sah ich mehrfach täglich Frauen, die ihr Kopftuch nur noch um den Hals trugen, sodass es gänzlich seinen Zweck verfehlte, sie es aber notfalls wieder über den Kopf ziehen könnten. In den Parks spielten manche Frauen Badminton ohne Kopftuch und nur mit einer Leggings und einem weiten T-Shirt bekleidet. Einmal sah ich sogar eine Frau, die weder ein Kopftuch noch einen Manto bei sich trug, sondern eine Ripped Jeans anhatte, wodurch die Haut ihrer Oberschenkel zu sehen war, während die sogenannten Sittenwächter*innen der Moralpolizei auf der anderen Straßenseite im Van saßen und an ihren Handys herumspielten. Ich schien die einzige Person auf der Straße zu sein, die sich verwundert umschaute.

 

Kleidung, die nicht mehr streng den Vorschriften entspricht, ist nachgefragt. Geschäfte stellen die Ware immer offener und sichtbarer aus. Obwohl das Regime versucht, dem durch polizeiliche Kontrollen zu begegnen, ist die weitflächige Umsetzung der Kontrollen in einer Metropole wie Teheran kaum möglich. So werden mittlerweile auch freizügige Moden wie das crop top offen in Schaufenstern präsentiert. Als ich beim Manto-Kauf in einem iranischen Geschäft über ein sehr kurzes und tailliertes Modell schmunzelte und fragte, ob ich das denn überhaupt auf der Straße tragen könne, bejahten die Verkäuferinnen lachend und entgegneten, mit einer Selbstverständlichkeit im Ton, warum es denn auch nicht gehen solle?

 

Die große Repression – sie stellt solche Fragen nicht, sie stellt gar keine Fragen. Ihre Logik ist die Willkür. Das Regime kann nicht alle Frauen, die gegen die strengen Regeln verstoßen, festnehmen und von der Sittenpolizei in Schulungen indoktrinieren lassen. So war auch die Festnahme von Mahsa Amini vollkommen arbiträr. In den Videoaufnahmen, die Mahsa Amini kurz vor ihrem Tod zeigen, ist sie wesentlich bedeckter gekleidet als viele andere Frauen auf den Straßen Teherans. Ich versuchte zu verstehen, wieso sie festgenommen wurde, und fragte meine iranischen Freund*innen, was der Grund ihrer Verhaftung war, weil ich nicht erkennen konnte, wie Amini sich hätte bedeckter kleiden können. Die Antwort: ihr Kopftuch war vermutlich verrutscht, sie hatte einfach Pech.

 

Nüchterne Antworten in einer willkürlichen und vor allem widersprüchlichen Realität; denn es geht so vieles in diesem Land, in dem offiziell fast nichts geht. Iraner*innen sind Meister*innen der Umgehung. Alkohol ist offiziell strengstens verboten; wenn man am Teheraner Flughafen ankommt, wird das Gepäck erneut explizit auf mitgeführte Flüssigkeiten durchleuchtet. Bei einer Einreise musste ein Bekannter eine große Packung mitgebrachtes Lübecker Marzipan mit den Füßen zertreten, da es laut Verpackungsangabe auch Spuren von Alkohol enthält. Hingegen ist die Realität der Iraner*innen eine andere; dass im Iran Alkohol konsumiert wird, ist ein offenes Geheiminis. Als ich einmal mit einem in Teheran lebenden Freund Pistazien kaufen wollte und verschiedene Sorten probierte, zeigte er auf eine Sorte und meinte, diese schmecke zusammen mit Bier besonders gut. Ich stutzte zunächst, hatte er doch seit Jahren den Iran nicht verlassen, bis er mir erklärte, dass die Existenz der Regeln nicht bedeutete, dass diese auch eingehalten würden.

 

Ein weiteres Verbot betrifft das gemeinsame Feiern von Frauen und Männern. Was tut man also, wenn man beispielsweise die Hochzeit nicht geschlechtergetrennt verleben möchte? Man bezahlt die entsprechenden Hoheitsträger*innen, sodass Kontrollen unterbleiben. Generell soll es im Iran – trotz des offiziellen Verbots – die besten Partys und Raves geben. Für Wochenendpartysessions gibt es im Iran zwar keine legalen Clubs, jedoch werden regelmäßig ganze Häuser angemietet, in denen man, natürlich immer noch mit gewissen Risiken, feiern und beisammen sein kann. Ein weiterer Freiheitsraum, den sich die Iraner*innen zum gemeinsamen Feiern geschaffen haben, ist etwas überraschender: der Reisebus auf der Autobahn bei 100 km/h! Als ich mit einer Gruppenreise im Bus zurück nach Teheran fuhr, wurden auf einmal die Vorhänge an den Fenstern zugezogen, laute Musik angestellt, der Reisebus rot erleuchtet und die Menschen standen auf und tanzten in den Reihen des Busses. Dies sei, wie mir versichert wurde, bei Gruppenreisen fester (inoffizieller) Bestandteil des Programms. Als wir dann aufgrund eines Staus langsamer wurden, hörten die laute Musik und die Tänze sofort auf.  Es gibt sie also, die Räume und Momente der Freiheit – die kleine Freiheit –, doch immer begleitet sie das Risiko wie ein Schatten. Wie frei ist man, wenn man sich jederzeit unter Kontrolle haben muss, jederzeit wachsam sein muss?

 

Die Freiräume sind Zeichen des permanenten latenten Widerstandes gegen die vom Regime oktroyierte Lebensart. Über die vielen kleinen Freiräume innerhalb des Irans hinaus sind sich die Iraner*innen sehr wohl bewusst, dass die strengen Regeln des Regimes außerhalb der Landesgrenzen keine Geltung entfalten. Ein plastisches Beispiel ist der oben erwähnte Unterschied zwischen der Anzahl von Frauen, die bei Abflug, und derer, die bei der Landung im Iran ein Kopftuch tragen. Auch beim Bikini-Kauf wurde mir das vor Augen geführt: die Bikini-Verkäuferin wies mich darauf hin, dass ich das beigefügte durchsichtige Tuch nach dem Strandbesuch um meine Hüften binden könne, um anschließend im Restaurant essen gehen zu können, ohne mich vorher umziehen zu müssen. Als ich erstaunt nachfragte, stellte sich heraus, dass sie dachte ich wolle den Bikini für einen Türkeiurlaub kaufen. Dort ist es den Iranerinnen selbstverständlich möglich, sich im Bikini bekleidet auf der Straße zu bewegen – und sie tun es auch! À propos Bikini: ich habe in kaum einem Land so viele Frauen im (wohlbemerkt geschlechtergetrennten) Schwimmbad mit knappen Bikinis oder gänzlich ohne Brustbedeckung gesehen wie im Iran! Die Männer in meiner iranischen Familie, hingegen, befürchteten, dass ich dort die einzige ohne Burkini sein würde.

 

All diese Anekdoten zeigen zweierlei: Zum einen zwingen die strengen Regeln die Iraner*innen dazu, sich aktiv Freiheitsräume zu schaffen. Man lebt in diesen Räumen, als ob sie frei von (staatlicher) Kontrolle sind. Sie entstehen in der Solidarität: weil die sich dort aufhaltenden Menschen das Streben danach, ihr Leben den eigenen Wünschen entsprechend zu gestalten, eint. Jede Entscheidung dafür, einen Freiheitsraum zu betreten und gegen die aufgezwungenen Regeln zu verstoßen, ist eine bewusste Entscheidung gegen das Dasein in der Zwangsaskese und für die Dinge, die das Leben lebenswert machen. Zum anderen könnte das Regime durch seine umfangreichen Ge- und Verbote selbst den Anstoß für seinen eigenen Untergang geben. Paradoxerweise bietet der Verbotsstaat den Iraner*innen genügend Möglichkeiten, sich gegen das Regime zu stellen und so eine eigene Identität, der des Regimes diametral entgegenstehend, zu schaffen und fortlaufend zu festigen.

 

Die Analyse des Kampfes der französischen Kolonialherrschaft gegen den Schleier der algerischen Frau durch Frantz Fanon, die er in seinem Werk „Der Schleier“ festhält, kann spiegelbildlich auf die iranische Situation übertragen werden. Auch im Iran wird mit dem Schleier etwas, was „ein undifferenziertes Element in einem homogenen Ganzen war“ zum „Tabu“, zum „Ausdruck einer allgemeinen Einstellung“.‍[1] Wer im Iran als Frau ohne Kopftuch durch die Straßen läuft, trägt den eigenen Widerstand gegen die Kleidungsvorgaben nach außen. Wer gemeinsam mit anderen auf der Autobahn im Reisebus bei 100 km/h tanzt, bringt zum Ausdruck, sich den strikten Regeln des Regimes nicht unterwerfen zu wollen. Und wer entgegen der inoffiziellen Vorgabe des Regimes die Fotos der Ayatollahs Khomeini und Khameni nicht großflächig und gut sichtbar in seinen*ihren Laden an die Wand hängt, zeigt offen die Abneigung gegen das Regime.

 

Je mehr Ver- und Gebote es gibt, desto mehr Freiräume wird es geben, in denen diese umgangen werden können. Die Kraft der Demonstrierenden wird scheinbar maßgeblich durch das Regime selbst bestärkt: indem es den Menschen die Luft zum Atmen raubt, entwickeln sie eine unbändige Energie im Überlebenskampf. Sie haben nichts mehr zu verlieren, weil das jetzige Leben sowieso schon voller Risiken ist; deshalb haben sie den Mut, Tag für Tag unter Lebensgefahr auf die Straße zu gehen. Fanon schreibt, dass „jeder Schlag gegen die Revolution […] den Kreis um den algerischen Zivilisten weiter zusammen [zieht]“‍[2]. So ist es auch im Iran: je mehr Gewalt das Regime gegen die eigene Bevölkerung anwendet und die Freiheitsräume der Iraner*innen zu zerstören versucht, desto mehr wird den Menschen bewusst, dass sie unter dieser Herrschaft nicht leben können; die Hydra ist erwacht und ihr wachsen mit jeder festgenommenen, verletzten und getöteten Person neue Köpfe.

 

Schließlich zeigen die erzählten Anekdoten des iranischen Lebens auch auf, dass das Regime seiner Bevölkerung nicht (mehr) gewachsen ist. Seit Beginn des Regimes gab es immer wieder Proteste; Proteste sind Teil der DNA der Islamischen Republik Iran; durch Proteste wurde das Regime geboren und durch Proteste wird es auch fallen. Die altertümlichen Regeln der Theokrat*innen sind so fernab der gesellschaftlichen Realität der Menschen im Iran, dass dem geltenden „islamischen“ Recht unauflösbare Konflikte entspringen. Die Menschen möchten im Hier und Jetzt leben und nicht von alten Männern mit weißen Bärten und Turbanen regiert werden. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der Universitätsabsolvent*innen weiblich, sodass die Islamische Republik das vermutlich einzige Land der Welt ist, in dem über die Einführung einer Männerquote diskutiert wird, damit der Arbeitsmarktanteil der Männer nicht durch qualifizierte(re) Frauen gefährdet wird. Die Diskrepanz zwischen dem, was die Bevölkerung möchte, und dem, was das Regime versucht zu erzwingen, zeigt sich auch dadurch, dass das Regime inzwischen Söldner*innen aus befreundeten arabischsprachigen Staaten rekrutieren muss, um die Forderungen der eigenen Bevölkerung in den aktuellen Protesten gewaltsam niederzuschlagen.

 

Indes dürfen die Vorstellungen des Regimes nicht mit dem Islam (schon dieser Begriff ist problematisch, weil er eine Singularität des Islams vermittelt, die es so nicht gibt) gleichgesetzt werden. Dass dieses sich auf die religiöse Legitimität berufende Regime keine Autorität über die Vorstellungen vom religiösen Leben besitzt, zeigt sich durch die Vielzahl religiöser Unterstützer*innen, die sich gegen das Regime und seine Auslegung der Religion, nicht aber gegen die Religion als solche stellen. Beispielhaft sei Fatemeh Sepehri genannt, die sich, im Tschador bekleidet, laut und öffentlich gegen die scheinbare Religiosität der iranischen Theokrat*innen äußert. Auch die aktuellen Proteste zeigen einmal mehr: das Kopftuch und der Manto, die obligatorische „islamische“ Kleiderordnung, sind kein Ausdruck des Islams, sondern der Unterdrückung des Volkes durch das Regime. Das Regime nutzt das Kopftuch als Herrschaftssymbol, als ständig präsentes Zeichen seiner scheinbaren Übermacht. So wie Frantz Fanon in „Der Schleier“ beschreibt, dass die Kolonialmächte sich in Algerien mit „jedem verzeichnetem Erfolg [also mit jeder entschleierten algerischen Frau] in ihrer Überzeugung bestärkt [fühlen], die algerische Frau als Stütze des westlichen Eindringens in die autochthone Gesellschaft zu konzipieren“‍[3], so fühlt sich das Regime im Iran in seiner Übermacht bestärkt, wenn es willkürlich Frauen in Gewahrsam nehmen kann, sobald eine Haarsträhne aus dem bedeckten Kopf hervorscheint. Die Unterdrückung der Frau ist eine zentrale Säule der repressiven Islamischen Republik; sich des Kopftuchtragens zu verweigern ein Symbol des Freiheitskampfes, ein Ausdruck des Widerstandes, der Rebellion dagegen, dass jede Kleinigkeit im Leben von einem Regime, das die Augen vor der Realität der Menschen verschließt, vorgegeben wird. So wird „der instrumentalisierte Schleier […] zum Kampfmittel“‍[4].

 

Auch die sich solidarisierenden Staaten sollten sich einige Fragen stellen: Geht es uns um die Freiheit der Frauen oder um den Akt der Befreiung der Frauen? Akzeptieren wir es, wenn die Frauen in einem eines Tages freien Iran sich aktiv für das Kopftuchtragen entscheiden? Sprechen wir nicht selbst oft genug in unseren scheinbar freiheitlichen Ländern kopftuchtragenden Frauen die Autonomie ihrer Entscheidung ab, nur weil uns das Ergebnis ihrer freien Entscheidung nicht passt? Oder gibt es in unserem Sinne nur eine richtige Freiheit, nämlich die, die Haare offen zu tragen?

 

Und warum sind wir gerade jetzt so aufmerksam, waren es aber nicht, als gegen das Regime, ausgelöst durch Wahlfälschungen (2009) oder gestiegene Ölpreise (2019), protestiert wurde und hunderte und tausende Menschen starben? Können wir bei solchen Protesten nicht der „westliche Heilsbringer“ sein und schauen deshalb nicht genau hin? Weil wir uns selbst nicht über Proteste gegen gestiegene Lebensmittelpreise definieren und bestärken können? Schmücken wir uns durch unsere Solidarität damit, die „arme unterdrückte Frau vom Kopftuch“ zu befreien? Werden die Proteste vielleicht deswegen so gern als „Kopftuchproteste“ – ein problematischer Begriff, der zudem die Dimension der Proteste verkennt bezeichnet? Es geht den Protestierenden um viel Grundlegenderes als nur das Kopftuch, es geht generell um die Freiheit, um ein lebenswertes Leben, um Autonomie; wobei das Kopftuch an der Spitze des Eisberges symbolisch als Flagge des Ayatollah-Regimes weht – und nun langsam, aber sicher heruntergerissen wird. Die selbstbestimmte Entscheidung über das Tragen oder Nichttragen des Kopftuchs ist ein Ausdruck der neugewonnen Unabhängigkeit; das Kopftuchtragen ist politisch, aber dieses Mal selbstbestimmt, selbstermächtigt, frei.

 

Einige Wochen nach meiner Landung in Teheran bin ich erneut am Teheraner Flughafen – dieses Mal, weil ich vorzeitig abreise. Doppelstaater*innen sind für das Regime besonders interessant, etwa als politische Geisel und Druckmittel gegen die europäische Außenpolitik. Dieses Mal bin ich eher angespannt als gespannt; mir geht der Gedanke durch den Kopf, wie ironisch es doch ist, dass ich nun wegen meiner iranischen Staatsangehörigkeit, die mir doch eigentlich Schutz verleihen müsste, Angst vor dem Regime haben muss, das Land diesmal gar vorzeitig verlasse. Einen kleinen Freiraum hatte ich mir am Tag vor meiner verfrühten Abreise doch noch nehmen wollen: in einem Teheraner Beauty-Salon ließ ich mir Gelnägel machen. Mein kleiner Protest gegen das Regime – und meine Erinnerung an die vielen kleinen Freiräume im Iran, die hoffentlich bald angstfrei und ohne Einschränkungen gelebt werden können.

 

Frau        Zan          زن        Jin

Leben     Zendegi  زندگی   Jian

Freiheit  Azadi       آزادی   Azadi

 

*Der Name ist ein Pseudonym. Um seine*ihre Familie im Iran und sich selbst nicht zu gefährden, kann der*die Autor*in diesen Text nicht unter seinem*ihrem eigenen Namen veröffentlichen.


Fußnoten

  1. Frantz Fanon: Der Schleier, 1. Auflage 2017, Turia & Kant (im Folgenden: Fanon), S. 33.
  2. Fanon, S. 51.
  3. Fanon, S. 24.
  4. Fanon, S. 60.